Papier aus Moorfasern

Im Bayerischen Donaumoos untersucht ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt die Eignung von Rohrglanzgras für die Papier- und die Kartonagenproduktion.

Klimaschutz im Schreibblock oder im Versandkarton? Das wird im Bayerischen Donaumoos Realität.

Ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt untersucht derzeit die Eignung von Rohrglanzgras für die Papier- und die Kartonagenproduktion. Der Vorteil: Die Pflanze gedeiht auf wiedervernässtem Moorboden. So lässt sich der Torfkörper schützen, da der Kohlenstoff im Boden bleibt. Gleichzeitig entsteht ein Rohstoff, der den Markt entlastet und Wertschöpfung für den Landwirt generiert.

Papier und Kartonagen sind im Alltag allgegenwärtig – im Drucker, als Bäckertüte, im Umzugskarton und in vielen weiteren Produkten. Der Großteil davon besteht überwiegend aus Zellstoff und damit aus langsam wachsendem Holz. Hier kommen Paludikulturen ins Spiel, also Pflanzen, die bei hohem Grundwasserstand in Mooren wachsen. Auf diese Weise lassen sich der Schutz des Moorbodens und des Klimas mit der Erzeugung von nachhaltigen Produkten kombinieren.

Genau auf diese Kombination setzt der im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ansässige Donaumoos-Zweckverband als Träger des Forschungs- und Entwicklungsprojekts „Produkte aus Moorfasern“ (ProMoFa) rund um Papier und Kartonagen aus Rohrglanzgras. Das Ziel der Maßnahmen, die das bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus finanziert, ist der Aufbau einer neuen Wertschöpfungskette für die Landwirte im Donaumoos und auch in anderen Moorgebieten. Ein erstes Forschungsvorhaben hat bereits gezeigt, dass sich Rohrglanzgras, eine dem Schilfrohr ähnliche, aber kleinere Art, für die Gewinnung von Moorfasern und die Weiterverarbeitung zu Papier sehr gut geeignet ist.

Nun geht es um die Umsetzung im industriellen Maßstab, an dem neben den Faserproduzenten Fibers365 aus Baden-Württemberg und Sealed Air aus Brandenburg auch die Papierfabrik in Gmund am Tegernsee sowie das baden-württembergische Unternehmen Propakma mitwirken. Und auch hierbei liefen die Tests bisher erfolgreich ab. Herausgekommen sind Produktmuster in verschiedenen Papierstärken und mit unterschiedlichen Faseranteilen. Bis zu 30 Prozent Rohrglanzfasern im Papier sind bisher möglich. Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass sich die Pflanzenfasern auch für die Herstellung von Freiformteilen für den Verpackungssektor gut eignet.

Das Donaumoos ist nicht nur das größte Niedermoor in Süddeutschland, sondern zugleich ein gigantischer Kohlenstoffspeicher. Durch die rund 240 Jahre andauernde Entwässerung stößt die Landschaft im Dreieck der Städte Ingolstadt, Neuburg und Schrobenhausen aber erhebliche Mengen an klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid und anderen Treibhausgasen aus. Um diesen Prozess zu verlangsamen und zu stoppen, laufen intensive Bemühungen, zu denen auch die Forschungen mit Rohrglanzgras gehören.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Webseite des Donaumoos-Zweckverband.

Ein Beispiel für Papier aus Moorfasern.