MÜNCHEN In Autos sind Lüftungsanlagen seit Jahrzehnten selbstverständlich, ihr Einsatz in Gebäuden stößt jedoch noch häufig auf Zurückhaltung. Das bremst auch die Energiewende. Denn oft wird unter energetischer Gebäudemodernisierung nur die Dämmung der Fassade, der Einbau dichter Fenster und eine neue Heizung verstanden. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger erklärt: „So betreiben wir eine Energiewende mit angezogener Handbremse und handeln uns Nachteile ein. Dämmen und luftdichte Fenster allein genügen nicht.“
Fast immer wird nach Einbau neuer dichter Fenster zu wenig gelüftet. Wenn deshalb Schimmelschäden auftreten, wird oft fälschlicherweise die Dämmung als Ursache angesehen. Oder es wird mit gekippten Fenstern zu viel gelüftet: Damit werden die Vorteile geringerer Wärmeverluste durch Wände, Dächer und nun luftdichte Fenster wieder zunichte gemacht. Das ist ein wesentlicher Grund, warum der tatsächliche Energieverbrauch oft über den Angaben im Energieausweis auch neuer Gebäude liegt.
Selbst wer optimal über die Fenster lüften kann – das wäre etwa fünfmal täglich ein kompletter Luftaustausch durch Querlüftung – muss kalte Frischluft teuer aufheizen. Dazu nutzen moderne Lüftungsanlagen die Wärme der Abluft. Das ist weitaus komfortabler und effizienter, als über die Fenster zu lüften. Je Kilowattstunde (kWh) Strom für den Lüfter können so im Winter bis zu 40 kWh Wärme eingespart werden. Aiwanger: „Das ist hocheffizient. So können die Heizkosten insgesamt deutlich niedriger ausfallen. Und quasi nebenbei ist auch die Schimmelgefahr gebannt.“ Es gibt noch eine Reihe weiterer Vorteile durch Lüftungsanlagen, zum Beispiel Schutz vor Lärm, Einbruch, Staub, Pollen und Insekten.
Die überarbeitete Broschüre, die zum ganzen Thema zusammengefasste Informationen bietet, steht kostenlos zum Download bereit unter https://www.energieatlas.bayern.de/buerger/bauen_sanieren/lueftung.html
Dort finden sich auch weitere Informationen, die das Bayerische Landesamt für Umwelt zusammen mit dem Wirtschaftsministerium erstellt hat.
Die Broschüre steht unter dem Motto „Komfort steigern – Klima schützen – Kosten senken.“ Dem „Klima schützen“ kommt hier eine doppelte Bedeutung zu: Zum einen sinkt der CO2-Ausstoß, wenn weniger Gas und Öl verbraucht wird. Zum anderen wird das Innenraumklima Schlaf- und Wohnzimmern bedeutend besser. Somit spielen auch Gesundheitsaspekte eine wichtige Rolle. Wegen der Vielfalt der Vorteile wäre es verfehlt, Lüftungsanlagen allein unter dem Aspekt der Heizkosteneinsparung zu sehen. Aiwanger: „Wir setzen auf Aufklärung und Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien, die uns das Leben erleichtern. Erst seit wenigen Jahren gibt es solche Produkte heimischer Hersteller. Sie eignen sich auch hervorragend zur Nachrüstung von Gebäuden.“
Die Nachrüstung von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung wird z.B. von der KfW oder mit Bayerns 10.000-Häuser-Programm im Rahmen einer Komplettsanierung gefördert.
Moderne Lüftungsanlagen können auf störende Lüftungskanäle verzichten und brauchen praktisch keinen Platz im Wohnraum. Die gesamte Technik kann z.B. auf einer Fläche von ca. zwei DIN A4 Blättern in einer Außenwand verbaut werden. Diese Anlagen sind intelligent: Sensoren erkennen, wenn mehr oder z.B. bei Abwesenheit weniger gelüftet werden muss. Die Anlagen sorgen automatisch für ein gutes Raumklima, können aber auch individuell stärker oder schwächer eingestellt werden – etwa so, wie Lüftungsanlagen im Auto.
Dr. Anton Preis, Pressesprecher
Tel.: 089 2162 2290
anton.preis[at]stmwi.bayern[dot]de
Pressemitteilung-Nr. 18/19