Aiwanger: "Die Spessarteiche ist bayerisches Kulturgut und kann nur durch menschliche Pflege erhalten werden"

WEIBERSBRUNN  Bei einer Waldbegehung im Forstbetrieb Rothenbuch der Bayerischen Staatforsten (BaySF) im Spessart hat BaySF-Aufsichtsratsvorsitzender und Bayerns Wirtschafts- und Jagdminister Hubert Aiwanger sich ein Bild von der Bewirtschaftung der Eichenwälder, ihrem Schutz und ihrer Bedrohung sowie vom Schalenwildmanagement gemacht. „Unsere Spessarteiche ist bayerisches Kulturgut. Der Baum braucht neben den passenden Böden und Temperaturen auch eine fachkundige, aufwändige Waldpflege. Eine Bewirtschaftung ist deshalb der einzige Weg, diese Art langfristig zu erhalten. Im Sinne des Kultur- und Wirtschaftsguts Spessarteiche weise ich deshalb jegliche Rufe nach weiteren Stilllegungen oder Einschränkungen zurück.“

 

Von der wüchsigeren Buche leicht überholt und ausgedunkelt, droht der Eiche auch die Gefahr von Schädlingen wie dem Eichenprachtkäfer. Dieser dürfte aber in einer Kernzone eines Biosphärenreservats nicht mehr bekämpft werden und könnte damit großflächig wertvolle Eichenwälder zerstören. Die Spessarteichen sind weltweit wegen ihrer hohen Qualität bekannt, beispielsweise als Furniereichen. Ein Exemplar ist viele tausend Euro wert, auf einem Hektar Eichenwald steht ein Wert von mehreren hunderttausend Euro. Wenn für die Kernzone eines Biosphärenreservats mehrere Tausend Hektar Wald aus der Nutzung genommen werden müssten, wären das Werte von mehreren hundert Millionen Euro zu Lasten der Grundbesitzer, also der Bayerischen Staatsforsten oder auch von Kommunen, wenn es um den Gemeindewald geht. Auch die traditionellen Holzrechte der Spessartbewohner stehen einem großflächigen Nutzungsverzicht entgegen.

 

Aiwanger informierte sich auch über die Eichensaat im Spessart, die seit 2020 immaterielles UNESCO-Weltkulturgut ist. Der Minister besuchte eine Kulturfläche, wo so genannte Saat- oder Kulturfrauen selbst gesammelte Eicheln ausbringen und die Verjüngung pflegen: "Die Eiche steht im Zentrum des Waldumbaus in der Region. Und das geht nur mit einer konsequenten Bewirtschaftung unserer Spessartwälder. Ich kann nur empfehlen, dies weiterhin in enger Abstimmung mit denen zu machen, die das seit Jahrhunderten tun." Der Waldumbau im Spessart wird auch von der "Klimawaldkulturen“-Programm der Bayerischen Staatsregierung unterstützt.

 

Der Spessart ist eines der größten zusammenhängenden Laubwaldgebiete Deutschlands. Er ist vielerorts von der Eiche geprägt, die im Forstbetrieb Rothenbuch rund 25 Prozent der Waldbestände ausmacht. Einige Exemplare, die mehrere Hundert Jahre alt sind, wurden in so genannten „Klasse 1-Beständen“ bereits aus der Nutzung genommen. Im Betrieb Rothenbuch ruht die Bewirtschaftung zudem auf zehn Prozent der Fläche im Rahmen von Naturwäldern.

 

Für das pflanzenäsende Schalenwild, von dem es in Rothenbuch Rot- und Rehwild gibt, bieten die weiten, oben dichten Wälder wenig Nahrungsgrundlage. Entsprechend kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Wildschäden an den Bäumen. Darauf hat der Forstbetrieb Rothenbuch 2023 mit einem neuen Schalenwild-Managementkonzept reagiert. Es definiert unter anderem drei so genannte Rotwildkerngebiete von etwa 4.000 Hektar Fläche, die jetzt unter der Regie von zwei Berufsjägern stehen und wo die Wildart Ruhe und Äsung auf Wiesen und Freiflächen finden soll, um nicht aus Hunger Baumrinde zu schälen. Auch das bisherige Jagdkonzept wird geändert. Jagd findet jetzt intervallmäßig statt, abwechselnd mit Ruhephasen. Kleinflächige Pirschbezirke werden nicht mehr vergeben.

 

Ansprechpartner: Aaron Gottardi, stv. Pressesprecher


Pressemitteilung-Nr. 267/24
Staatsminister Hubert Aiwanger bei der Waldbegehung im Spessart gemeinsam mit Forstbetriebsleiter Florian Vogel. Foto: Kliemke/StMWi
Staatsminister Hubert Aiwanger bei der Waldbegehung im Spessart gemeinsam mit Forstbetriebsleiter Florian Vogel. Foto: Kliemke/StMWi
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