Aiwanger: "Neuer Schwung für die Energiewende in Bayern"

MÜNCHEN  Der Bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Hubert Aiwanger, hat in seiner Regierungserklärung im Landtag das „Bayerische Aktionsprogramm Energie“ vorgestellt. Aiwanger: „Mit 73 konkreten Einzelmaßnahmen in 13 Handlungsfeldern werden wir der Energiewende neuen Schwung verleihen.“

 

Der Ausstieg aus der Kernenergie- und Kohlestromnutzung sei beschlossen. "Wir wollen unsere Klimaziele und zusätzliche Wertschöpfung durch erneuerbare Energien erreichen. Die Versorgung von Morgen soll dezentral und nachhaltig sein. Es wird mehr erneuerbare Energie aus der Heimat genutzt. Wir wollen die Menschen in Bayern mitnehmen. Mein Ziel ist eine Bürger-Energiewende, die nicht spaltet, sondern von der Breite der Bevölkerung unterstützt wird“, sagte Aiwanger.

 

Die 73 konkreten Einzelmaßnahmen sind auf der Internetseite des Bayerischen Wirtschaftsministeriums abrufbar:

 www.stmwi.bayern.de/energiepolitik/

 

  1. Solarenergie: Das Potenzial der Sonne nutzen

Geplant ist ein kraftvoller Zubau von Photovoltaik (PV) mit einer Zubauleistung in Höhe von 3.200 Megawattpeak (MWp) bis 2022. Das entspricht einem durchschnittlichen Zubau von 800 MWp pro Jahr. Nach der bereits umgesetzten Ausweitung des Kontingents für PV-Freiflächen in benachteiligten Gebieten von 30 auf 70 Projekte in diesem Jahr, wird beabsichtigt, das Freiflächen-Kontingent nun weiter zu erhöhen. 2018 lag die PV-Leistung in Bayern insgesamt bei 12,5 Gigawattpeak (GWp). Mit dem nun geplanten Zubau um 3,2 GWp soll die Leistung im Sonnenland Bayern auf 15,7 GWp bis 2022 gesteigert werden. Vergangenes Jahr lag der Anteil der Solarenergie an der Bruttostromerzeugung in Bayern bei 15,9 Prozent.

 

  1. Wasserkraft: Ausbau vollenden

Ziel ist es, den Stromertrag aus der Wasserkraft ausgehend vom langjährigen Mittel von 12,5 Terawattstunden (TWh) um eine zusätzliche TWh zu steigern. Mit einem Förderprogramm sollen Wasserkraftanlagen bei Ausbau und Modernisierung unterstützt werden. Neben der Solarenergie ist die Wasserkraft einer der Spitzenreiter bei den regenerativen Energiequellen zur Stromerzeugung in Bayern. Rund 4.200 Laufwasser- und Speicherwasserkraftwerke versorgen rechnerisch durchschnittlich rund 3,5 Millionen Haushalte in Bayern. Vergangenes Jahr lag der Anteil der Wasserkraft an der Bruttostromerzeugung in Bayern bei 14,5 Prozent.

 

  1. Bioenergie: Alleskönner für die Strom- und Wärmeerzeugung

Bis 2022 soll die Stromerzeugung aus Bioenergie in Bayern von rund 9,2 TWh in 2018 auf etwa 10 TWh gesteigert werden. Der Einsatz von Holz, Mais, Gülle und alternativen Energiepflanzen soll optimiert und es sollen bestmögliche Voraussetzungen für den Weiterbetrieb bestehender Biogasanlagen und den Bau neuer Biogasanlagen in Bayern geschaffen werden. Die Forschungsmittel werden auf rund vier Millionen Euro im Jahr verdoppelt. Vergangenes Jahr lag der Anteil der Bioenergie an der Bruttostromerzeugung in Bayern bei 12,4 Prozent.

 

  1. Mehr Windenergie: Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern

Die Windenergie in Bayern soll unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger ausgebaut werden. Ziel ist es, 300 neue Anlagen bis Ende 2022 auf den Weg zu bringen. Das entspricht etwa 1 GW neu installierter Leistung. 2018 lag die Leistung bei 2,5 GW. Im diesem Zeitraum erreichte die Windenergie einen Anteil von 6,1 Prozent an der Bruttostromerzeugung in Bayern.

 

  1. Geothermie: Mehr Wärme aus der Tiefe unserer Heimat

Dank guter geologischer Gegebenheiten hat die Geothermie in Bayern großes Potenzial. Mit einem Masterplan wird die weitere Erschließung der Tiefenwärme ermöglicht. Bis 2029 soll die Vernetzung der Geothermie in Bayern durch drei neue Transportleitungen verbessert werden.

 

  1. Versorgung: Sicherheit gewährleisten

Die Versorgungssicherheit ist in Bayern gemeinsam mit der Wirtschaftlichkeit und der Umweltverträglichkeit das wichtigste energiepolitische Ziel. Die Gewährleistung der Versorgungssicherheit soll durch Gaskraftwerke garantiert werden. Die Vorteile von Pumpspeicherwerken - wie zum Beispiel in Riedl bei Passau - sollen stärker genutzt werden.

 

  1. Netze: Intelligent statt überdimensioniert

Beim Ausbau der Stromnetze darf die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht außer Acht gelassen werden. Daher wird das Ziel verfolgt: „So wenig Netzausbau wie möglich und nur so viel, wie unbedingt nötig.“ Wirtschaftsminister Aiwanger hat vom Bund die Zusicherung erhalten, dass die Stromtrasse P44 von Altenfeld in Thüringen nach Grafenrheinfeld in Unterfranken nicht weiterverfolgt wird. Der Ansatz des Ministeriums lautet: Es braucht digitale und innovative Konzepte für eine effizientere Verteilung des Stroms, um den Netzausbaubedarf zu senken.

 

  1. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK): Stabilitätsanker der Energiewende

Geplant ist in Bayern, bis 2022 den Bau von 3000 neuen KWK-Anlagen anzustoßen. Damit soll ein Zubau von 500 MWel erreicht werden. KWK ist durch die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme besonders energieeffizient und stellt gesicherte Leistung zur Verfügung. Daher gilt sie als Stabilitätsanker der Energiewende und schafft Versorgungssicherheit in Bayern.

 

  1. Flexibilität und Sektorenkopplung

Durch die effektive Verzahnung der Bereiche Strom, Wärmeversorgung und Mobilität sollen die Schwankungen erneuerbarer Energien besser ausgeglichen und somit grüner Strom besser nutzbar gemacht werden. Deshalb unterstützt das Wirtschaftsministerium die Forschung und Entwicklung neuer Ansätze wie innovativer Energiespeicher und Power-to-X-Technologien.

 

  1. Wasserstoff: Energieträger der Zukunft

Bayern wird Technologieführer im Bereich Wasserstoff. Über das neu gegründete Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) werden Strategien erarbeitet und Kompetenzen vernetzt. Mit insgesamt etwa 100 Millionen Euro werden Forschungs-, Entwicklungs- und Demonstrationsvorhaben in Bayern gefördert und ein Netz von 100 H2-Tankstellen ausgebaut. Gerade im Bereich der Wasserstoff-Speichertechnologien ist Bayern bereits ein weltweit führender Forschungsstandort.

 

  1. Effizienz im Gebäudebereich: Effizienz erhöhen, Energiebedarf senken

Ziel ist es, die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern. Bis 2030 soll fast ein Viertel der Endenergie eingespart werden. Bayern hat bereits eine Bundesratsinitiative gestartet, um die steuerliche Förderung der Gebäudemodernisierung zu verbessern. Im Freistaat werden Beratungs- und Förderangebote ausgebaut.

 

Am 6. Dezember 2019 gründet Staatsminister Aiwanger in Regensburg die Landesagentur für Energie und Klimaschutz. Sie soll lokale Initiativen vernetzen sowie die Beratung von Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern ausbauen.

 

 

  1. Energieeffizienz bei Unternehmen: Innovationen anregen, Wettbewerbsfähigkeit steigern

Bayerische Unternehmen haben bereits massiv in die Energieeffizienz investiert. Das Wirtschaftsministerium wird – auch über die neue Landesagentur – Innovationen und neue Investitionen anregen. Ziel ist es, Einsparpotenziale von ca. 30 Prozent in Gewerbe, Handel und bei Dienstleistungen sowie 18 Prozent in der Industrie zu erreichen.

 

  1. Energieforschung: Technologiekompetenz stärken

Bayerns Wirtschaftsministerium wird bis 2023 etwa 100 Millionen in die Energieforschung investieren. Sie nimmt eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Energie- und Mobilitätswende ein. Darunter fallen: 60 Millionen Euro für die Stärkung des Bayerischen Energieforschungsprogramms, 20 Millionen Euro für die Batterieforschung, 13 Millionen Euro für Energieforschung am Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg, Energiecampus Nürnberg  und am Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) sowie fünf Millionen für das Segment Verteilnetze.

 

 

Jürgen Marks

Leiter Pressereferat

Mail: juergen.marks[at]stmwi.bayern[dot]de


Pressemitteilung-Nr. 381/19
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