Aiwanger: "Der Schaden durch Corona für Bayerns Mittelstand muss möglichst gering gehalten werden"

MÜNCHEN   Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat den Mittelstandsbericht 2020 im Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags vorgestellt. Aiwanger: "Der Mittelstand war auch in den vergangenen fünf Jahren Kraftzentrum der bayerischen Wirtschaft und Garant für gesellschaftlichen Wohlstand. Er hat daher die besten Voraussetzungen, sich rasch von den Folgen der Corona-Pandemie zu erholen. Der Schaden muss möglichst gering gehalten werden.“


Der Bericht der Staatsregierung wird dem Landtag alle fünf Jahre vorgelegt, um einen Überblick über die Entwicklung zu geben. Zum Mittelstand zählen dabei Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis 50 Millionen Euro sowie unter 500 Beschäftigte. Der aktuelle Bericht umfasst den Zeitraum 2014/2015 bis 2019/2020. Er untersucht Bestand und Struktur des Mittelstands, die Entwicklung der Branchen und der Rahmenbedingungen von der Globalisierung bis zum Klimawandel. Aufgelistet werden Unterstützungsmaßnahmen und es wird ein Ausblick gegeben.


Bayern ist ein Mittelstandsland, was die Zahlen in dem Bericht belegen:
 

  • 99,6 Prozent aller Unternehmen gehören in die Kategorie Mittelstand.
  • 76 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer werden hier beschäftigt.
  • 80 Prozent aller privatwirtschaftlichen Ausbildungsverhältnisse (187.000 Azubis) gibt es im bayerischen Mittelstand.
  • 72 Prozent der neugeschaffenen Arbeitsplätze (357.000) sind hier zwischen 2015 und 2019 entstanden.
     

„Der bayerische Mittelstand ist ein Job-Motor und das Rückgrat der bayerischen Wirtschaft. Die Firmen sind innovativ und zuverlässig. Bayern kann stolz sein auf seine Unternehmen“, erklärte der Wirtschaftsminister. Aiwanger betonte, dass sich die Unternehmen schon vor der Coronakrise in einem herausfordernden Umfeld bewegt haben: „Fortschreitende Digitalisierung, Klimawandel, Fachkräftemangel und der zunehmende Protektionismus im globalen Wettbewerb machen den Unternehmen zu schaffen. Deshalb hat die Staatsregierung zahlreiche Instrumente aufgelegt, um die Firmen zu unterstützen.“


Mit diesen Instrumenten unterstützt Bayern den Mittelstand:


•  Digitale Transformation

Die Strategie Bayern Digital (etwa sechs Milliarden Euro) und die „Hightech Agenda Bayern“ (zwei Milliarden Euro, davon 400 Millionen Euro für eine nachhaltige Mittelstandsoffensive) stärken den gesamten Mittelstand. Für den Neustart nach Corona wurde das Programm „Hightech Agenda Plus (900 Millionen Euro in den Jahren 2021 und 2022) aufgelegt.


Beispielhafte Transformationsprojekte: Der Digitalbonus des Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi)  löste knapp 19.000 Anträge auf Zuschüsse von fast 200 Millionen Euro aus. Daraus entstanden zwischen Oktober 2018 und Oktober 2020 dreimal so hohe Investitionen. Die Programme „Handwerk Innovativ“ und "Digitale Einkaufsstadt“ unterstützten Digitalisierungsbestrebungen. Zudem wurden 19 digitale Gründerzentren an 27 Standorten mit einem Fördervolumen von 120 Millionen Euro eingerichtet. Der Fokus liegt hier auf der Bildung regionaler Ökosysteme aus Start-ups, etablierten Unternehmen und Universitäten/Hochschulen.


Investiert wurde auch in digitale Forschungs- und Entwicklungsinitiativen: vom KI- und Supertech-Programm (600 Millionen Euro), Robotik, 3D-Druck, Mikroelektronik und digitaler Medizin bis hin zum German Digital Hub Mobility der UnternehmerTUM.


•  Finanzierungshilfen

Beispielhaft sind die Darlehenszusagen der LfA Förderbank in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro für knapp 8.000 Existenzgründungen. Die bayerische Regionalförderung unterstützte 3.100 Investitionsvorhaben mit Zuschüssen in Höhe von 824 Millionen Euro. Dadurch entstanden zwischen 2015 und 2019 über 12.000 neue Arbeitsplätze. Für Eigenkapitalfinanzierungen standen die Bayerische Beteiligungsgesellschaft und Bayern Kapital bereit.


•  Stärkung der Innovationskraft
Das StMWi unterstützt den Technologie- und Wissenstransfer etwa durch „Bayern Innovativ“ mit seinen Kooperationsplattformen und seiner Förderlotsenfunktion. Gezielte Programme wie die Ausgabe von 1.000 Innovationsgutscheinen förderten kleine Unternehmen. Zudem wurde Spitzentechnologie in universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie der Fraunhofer Gesellschaft und dem DLR gefördert.


•  Außenwirtschaftsförderung
Das StMWi organisierte beispielsweise die Beteiligung an 260 Auslandsmessen für etwa 2.400 Unternehmen. Das Auslandsrepräsentanten-Netzwerk wurde mit dem Ausbau in Westchina und Ägypten gestärkt. Inhaltlich wurde ein zusätzlicher Fokus auf Zukunftsbranchen wie der Gesundheitswirtschaft gelegt.


•  Fachkräftesicherung
Allein die überbetrieblichen Einrichtungen der beruflichen Aus- und Weiterbildung wurden mit etwa 175 Millionen Euro unterstützt. Dank einer Bundesratsinitiative Bayerns wurde die Meisterpflicht auf zwölf weitere Gewerke ausgeweitet. Weitere Maßnahmen waren etwa die Erhöhung des Meisterbonus auf 2.000 Euro und die Imagekampagne „Ausbildung mach Elternstolz“ zur Stärkung der beruflichen Bildung.


•  Hilfen für Existenzgründer und Unternehmensnachfolger
Die LfA Förderbank, die BayBG, und Bayern Kapital unterstützten Gründer und Nachfolger mit attraktiven Finanzierungen. Hinzu kamen Beratungs-, Coaching- und Netzwerkangebote. Alleine im Vorgründungscoaching-Programm des StMWi wurden 4.700 Beratungen durchgeführt. Wichtige Netzwerkpartner waren die Kammern, BayStartUP und die vom StMWi geförderten digitalen, technologie-orientierten und allgemeinen Gründerzentren. Kampagnen wie „Gründerland Bayern“ und die Offensive „Unternehmensnachfolge.Bayern“ halfen bei der Kommunikation.


•  Unterstützung während der Corona-Pandemie
Der Mittelstand stand bei den Hilfsprogrammen wie der „Corona-Soforthilfe“ und der bayerischen „Oktoberhilfe“ im Fokus. Erweiterte und neue Kredite und Bürgschaften kamen von der LfA Förderbank Bayern und der Bürgschaftsbank Bayern sowie dem Bayernfonds. Eine Kontaktstelle zur Wiederherstellung der Lieferketten wurde eingerichtet. Bayern setzte sich beim Bund erfolgreich für Erleichterungen bei den Konditionen der Überbrückungshilfe II ein (Senkung der Einstiegsschwelle, Erhöhung der Fördersätze, Abschaffung Förderdeckel für KMU, Verdopplung der Personalkostenpauschale) ein. Auch fordert Bayern verbesserte Konditionen bei der Überbrückungshilfe III (z. B. Einführung eines fiktiven Unternehmerlohns sowie einer stärkeren Berücksichtigung von Personalkosten).

 

Ausblick: Die Aussichten auf wirtschaftliche Erholung sind gut


Wirtschaftsminister Aiwanger: „Der bayerische Mittelstand ist im Kern gesund. Die Ursachen des aktuellen Konjunktureinbruchs sind nicht systemischer Natur, sondern durch die Corona-Pandemie verursacht. Deswegen werden unsere Unterstützungsmaßnahmen wie die Hightech Agenda (Plus) mit ihrer Mittelstandsoffensive, die umfangreiche Förderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung oder die Diversifizierung unserer Außenwirtschaftsaktivitäten  den Mittelstand fit machen für die Herausforderungen der Zukunft.“


Zugleich forderte Aiwanger die Unterstützung der Bundesregierung. „Berlin muss bessere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft setzen. Dazu gehören die Senkung der Unternehmenssteuer auf 25 Prozent, die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags, bessere Abschreibungsmöglichkeiten beim Wagniskapital, die Deckelung der Stromsteuer auf niedrigem Niveau und deutliche Flexibilisierungsmöglichkeiten beim Arbeitszeitrecht. Zudem braucht es eine Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrags.“

 

Der Bayerische Mittelstandsbericht 2020 kann unter folgendem Link aufgerufen werden: www.stmwi.bayern.de/mittelstand/

 

Jürgen Marks

Leiter Pressereferat

 


Pressemitteilung-Nr. 397/20
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