Finanzierung
Eine solide Finanzierungsbasis zählt zu den wichtigsten Voraussetzungen für den nachhaltigen Erfolg mittelständischer Betriebe. Das gilt für die Arztpraxis genauso wie für den Maschinenbauer oder das Hightech-Start-up. Eigen- und Fremdkapital müssen dabei in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Daher ist es für jeden Unternehmer ratsam, über die Entscheidungskriterien der Finanzinstitute bei der Kreditvergabe Bescheid zu wissen. Die gezielte Vorbereitung auf das Bankgespräch zahlt sich dabei ebenso aus wie die Verbesserung des eigenen Ratings und der Zugriff auf Förderangebote und Kreditalternativen.
Hilfreiche Anlaufstellen zum Thema Finanzierung sind die Bayerische Beteiligungsgesellschaft (BayBG) sowie die LfA Förderbank Bayern. Eine Übersicht über Förderprogramme ist auch in der Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zu finden.
Kredite
Zwei Arten von Bankkrediten sind für mittelständische Betriebe, Handwerker und Freiberufler von besonderer Bedeutung. Betriebsmittelkredite sichern die Liquidität und dienen der Finanzierung laufender Ausgaben, etwa zur Vorfinanzierung von Aufträgen bis zum Zahlungseingang. Investitionskredite sind zur Finanzierung von Anschaffungen und Wachstum gedacht. Sie werden meist als mittel- bis langfristige Darlehen mit festen Zins- und Tilgungsraten ausgereicht.
Vor einer Entscheidung sollten Unternehmer genau prüfen, welches Finanzierungsangebot am besten passt. Auch die Frage der Sicherheiten ist zu klären. Rat und Unterstützung gibt es beispielsweise bei den Kredit-Experten der Hausbank oder der Förderberatung der LfA Förderbank Bayern unter der Telefonnummer 089 2124 1000.
Weiterführende Links
- Leitfaden der LfA Förderbank Bayern: Bankenbesuch
- Angebot der LfA Förderbank: Bonitätsrechner
- Existenzgründungsportal des Bundeswirtschaftsministerium: Wachstumsfinanzierung
Wer für sein Unternehmen einen Kredit aufnehmen will, sollte Gespräche mit mehreren Bankinstituten führen, um die unterschiedlichen Konditionen gezielt vergleichen zu können. Wichtig ist aber auch, dass die qualitativen Faktoren stimmen, die einen kompetenten und verlässlichen Finanzpartner ausmachen.
Mit offenen Karten punkten
Das Bankgespräch sollte gut vorbereitet werden. Zur eigenen Präsentation gehört es:
- die persönliche Zuverlässigkeit und unternehmerischen Qualitäten überzeugend zu vermitteln,
- die Leistungsfähigkeit des Unternehmens darzustellen,
- den aktuellen Zustand der Branche zu kennen,
- realistische Zukunftserwartungen zu entwickeln,
- belastbares Zahlenmaterial und Dokumentationen bereitzuhalten,
- sich vorab über staatliche Fördermöglichkeiten informiert zu haben, um die Bank gezielt auf Förderprogramme ansprechen zu können.
Bonität bestimmt die Konditionen
Die Gewährung eines Kredits und die damit verbundenen Konditionen hängen im Wesentlichen davon ab, wie die Entscheidungsträger der Bank die Bonität des Kunden und die potenziellen Sicherheiten einschätzen. Je höher das Ausfallrisiko (also je geringer die Bonität), desto mehr Eigenkapital müssen Banken und Sparkassen vorhalten und desto teurer wird der Kredit.
Das Konzept muss stimmen
Eine wichtige Unterlage, die beim Bankgespräch nicht fehlen sollte, ist der Businessplan. Das gilt insbesondere für Existenzgründer. Aber auch am Markt etablierte Unternehmen müssen eine plausible Planung vorlegen, wenn ihr Investitionsvorhaben auf offene Ohren stoßen soll. Ein solches Konzept sollte
- schlüssig sein,
- den Finanzierungsbedarf exakt beziffern,
- realistisch und
- bearbeitungsfreundlich gestaltet sein.
Ist der Bankberater von dem Projekt überzeugt, kann gemeinsam die passende Finanzierung gefunden werden.
Weiterführende Links
Tipps vom Bundeswirtschaftsministerium: Unternehmen führen
Angebot der LfA Förderbank: Bonitätsrechner
Wissenswertes vom Bundeswirtschaftsministerium: Finanzierungswissen - Bankengespräch
Die Einschätzung der Bonität eines Unternehmens, also seiner finanziellen Solidität und Kreditwürdigkeit, spielt im Geschäftsleben eine entscheidende Rolle. Nicht nur Banken und Ratingagenturen geben Bonitätsurteile ab, sondern auch Wirtschaftsauskunfteien und Kreditversicherungen. Eine gute Beurteilung, in Form einer Ratingnote oder eines Betragslimits erleichtert es, größere Aufträge zu erhalten oder als Lieferant gelistet zu werden. Vom Rating hängt auch ab, in welchem Umfang und zu welchen Konditionen ein Betrieb einen Bankkredit erhält.
Worauf die Banken beim Rating achten
Bei der Erstellung des Ratings spielen quantitative und qualitative Faktoren eine Rolle. Unter dem Risikoaspekt großes Gewicht haben zum Beispiel ein leistungsfähiges Controlling sowie eine überzeugende Nachfolgeregelung – beides schlägt positiv zu Buche – oder die eher kritisch bewertete Abhängigkeit von einzelnen Großkunden.
Den Kern interner Ratingverfahren bildet die Analyse des betrieblichen Jahresabschlusses. Dabei werden aus der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanz bestimmte Kennzahlen zur Ertrags- und Finanzlage ermittelt, insbesondere zur Liquidität und zur Eigenkapitalausstattung. Für die Bewertung werden die individuellen Kennzahlen Ihres Unternehmens dann in der Regel mit anderen Betrieben der gleichen Größenklasse aus der jeweiligen Branche verglichen. Aber auch aktuelle Entwicklungen sind zu berücksichtigen, ebenso fundierte Prognosen und Planungen. Beleuchtet werden zudem qualitative Faktoren wie die fachliche Kompetenz und Führungsqualität des Unternehmers beziehungsweise des oberen Managements oder das Informationsverhalten gegenüber der Bank.
Weiterführende Links
Checkliste des BMWK (ehem. BMWi): Vorbereitung aufs Rating
Klassische Bankkredite sind sicherlich der wichtigste Finanzierungsweg für ein Unternehmen, egal wie groß, wie jung oder wie spezialisiert es ist. Doch nicht immer ist ein Kredit die optimale Lösung. So stößt die Kreditfinanzierung an Grenzen, wenn sich auf diese Weise die Bilanzrelationen - insbesondere die Eigenkapitalquote - verschlechtert, oder wenn es an ausreichenden Sicherheiten fehlt. In vielen Fällen empfiehlt es sich daher, alternative Finanzierungsinstrumente zu nutzen.
Leasing entlastet die Bilanz
Für die Investitionsfinanzierung ist Leasing oft die bessere Alternative. Dabei erwirbt der Betrieb nicht das Eigentum an den beschafften Gütern wie Autos, Nutzfahrzeugen, Computersystemen, Produktionsmaschinen oder Immobilien, sondern mietet sie für einen bestimmten Nutzungszeitraum. Dadurch wird die Bilanz entlastet. Die flexible Vertragsgestaltung, vor allem in punkto Laufzeit, feste Leasingraten und Wahlmöglichkeiten am Ende der Grundlaufzeit (Objektrückgabe, Verlängerung oder Kauf), ermöglicht eine Anpassung an den Nutzungsverlauf. Auch Wartung, Instandhaltung und Versicherung können als Servicebausteine in den Leasingvertrag einbezogen werden.
Mit Factoring rascher ans Geld
Durch den Verkauf von Forderungen an eine Factoring-Gesellschaft kann sich der Betrieb rasch Liquidität verschaffen und zugleich das Forderungsrisiko verringern. Factoring dient der fortlaufenden Finanzierung des Umsatzes und kann, wenn es in größerem Umfang genutzt wird, auch Verwaltungskosten einsparen helfen.
Mezzanine und Beteiligungskapital
Unter dem Begriff „Mezzanine“ werden verschiedene Finanzierungsformen zusammengefasst, die zwischen Eigen- und Fremdkapital stehen: Genussrechte, stille Beteiligungen, Wandelanleihen, nachrangige Darlehen oder Gesellschafter-Darlehen. Sie gelten als bilanzielles oder zumindest wirtschaftliches Eigenkapital, weil sie ohne Sicherheiten gegeben werden und im Insolvenzfall hintanstehen. Wie bei Fremdkapital haben die Kapitalgeber keine Stimm- oder Einflussrechte. Oft erhalten sie eine feste Verzinsung. Neben Beteiligungsgesellschaften bieten auch Banken Mezzanine-Kapital. Zu den Kreditalternativen zählen auch die verschiedenen Formen der Beteiligungsfinanzierung, zum Beispiel Private Equity für etablierte Firmen und Wagniskapital für Gründer und junge Unternehmen, das Venture-Capital-Gesellschaften bereitstellen.
Weiterführende Links
Übersicht des BMWK: Leasing
Informationen des BMWK: Crowdfinanzierung
Existenzgründungsportal des BMWK: Finanzierungswissen
Eigenkapital
Eigenkapital bildet das finanzielle Fundament des Betriebs. Denn ein starkes Eigenkapitalpolster macht ein Unternehmen widerstandsfähiger gegen Krisen und erleichtert es, Wachstumschancen zu nutzen. Auch bei der Aufnahme von Krediten macht sich eine hohe Eigenkapitalquote positiv bemerkbar, denn sie gilt als Indikator für die Bonität eines Betriebs. Damit kann das Unternehmen auch günstigere Kreditkonditionen aushandeln. Wenn die Kapitaldecke zu dünn ist, können kleine und mittlere Unternehmen ihre Chancen nicht nutzen. Investitionen in Produktentwicklung oder neue Herstellungsverfahren, Kapazitätserweiterungen oder die Erschließung neuer Märkte sind mit einer guten Eigenkapitalausstattung leichter zu stemmen.
Beteiligungskapital ist Eigenkapital, das von außen zugeführt und für jeden Finanzierungszweck einsetzbar ist. Besonders häufig wird es zur Wachstumsfinanzierung genutzt. Eine Übernahme von Unternehmen durch angestellte oder externe Manager (Management-Buy-out oder Buy-in) erfordert meist zusätzliches Beteiligungskapital.
Beteiligungskapital verstärkt die Haftungskapitalbasis, verbessert die Bonität, erhöht die Wettbewerbsfähigkeit und macht das Unternehmen krisenfester. Beteiligungskapital und klassischer Kredit ergänzen sich. Denn die Erhöhung der Eigenkapitalquote ist häufig die Voraussetzung für neue Bankkredite.
Arten von Beteiligungskapital
Es gibt drei Arten von Beteiligungskapital:
- Spezialisierte Beteiligungsgesellschaften (Private Equity und Venture Capital) – meist als Minderheitsbeteiligung
- Private Kapitalgeber – häufig als stille Beteiligung
- Strategische Investoren – Unternehmen, die ihre Marktposition verbessern wollen
Kapital suchende Unternehmer sollten gut überlegen, welche Beteiligungsform und welcher Kapitalgeber ihren Bedürfnissen am besten entsprechen, insbesondere hinsichtlich Finanzbedarf, unternehmerischer Unabhängigkeit, Beteiligung an Gewinn und Verlust und Dauer und Beendigung des Engagements.
Steuer-Check: Alle Unterlagen zur Hand
Keine Angst vor der jährlichen Steuererklärung. Wer seine Buchführung rechtzeitig übersichtlich organisiert und die Unternehmenszahlen griffbereit hat, braucht wegen Fristen und Abgabeterminen keine Bedenken zu haben. Da sich eigene Fachkräfte für die Buchhaltung erst ab einer gewissen Betriebsgröße lohnen, nehmen viele Mittelständler die Dienste eines Steuerberaters in Anspruch. Bei der Zusammenarbeit mit ihm spielen folgende Unterlagen eine Rolle:
- Handelsbücher (bei Kaufleuten) und geschäftliche Aufzeichnungen,
- Buchungsbelege,
- Inventare,
- eingegangene Geschäftsbriefe und andere Korrespondenz,
- Kopien der versandten Geschäftsbriefe,
- Buchungsbelege,
- Dokumente, die einer auf elektronischem Weg abgegebenen Zollanmeldung beizufügen sind, falls die Zollbehörden auf ihre Vorlage verzichtet oder sie nach erfolgter Vorlage zurückgegeben haben,
- Jahresabschlüsse, komplett mit Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung,
- Lageberichte,
- die Eröffnungsbilanz,
- Arbeitsanweisungen und andere Organisationsunterlagen, die zum Verständnis der genannten Dokumente nötig sind, sowie
- weitere Unterlagen, die für das Thema Besteuerung von Bedeutung sind.
Die Steuerberaterkammern München und Nürnberg sowie der Landesverband der steuerberatenden und wirtschaftsprüfenden Berufe in Bayern (LSWB) helfen bei der Suche nach einem geeigneten Experten, der auf den Mittelstand spezialisiert ist.
Förderangebote
Mittelständische Unternehmer, die Arbeitsplätze schaffen und zum Wachstum der Wirtschaft beitragen, können auf die Unterstützung der öffentlichen Hand zählen. Dazu gehören Darlehen, Zuschüsse und Bürgschaften, Garantien oder Haftungsfreistellungen, Beratungsangebote und Standortbetreuung. Eine wesentliche Rolle bei der Unterstützung spielt die LfA Förderbank Bayern. Bei Förderdarlehen und Risikoentlastungen führt der Weg über die jeweilige Hausbank. Sie prüft, ob für das Vorhaben ein Förderprogramm in Frage kommt.
Für kleine und mittelständische Unternehmer und Freiberufler gibt es in Bayern eine Vielzahl an Förderangeboten. Interessenten können sich für eine individuelle Beratung an Förderinstitute wie die LfA Förderangebote, die Beraterbörse der KfW oder an die Beratungsstellen von Kammern und Verbänden wenden. Weitere Informationen liefern die Online-Plattform Förderland sowie die Förderdatenbank des Bundesministeirums für Wirtschaft und Klimaschutz. Anhand der Kriterien Fördergebiet, Berechtigte, Fördergebiet und -art finden Sie dort alle Programme des Bundes, des Freistaats und der EU.
Damit auch Unternehmen, die nicht über ausreichende Sicherheiten verfügen, Bankkredite aufnehmen können, existiert in Bayern ein System öffentlicher Bürgschaften. Sie werden für Vorhaben gewährt, deren Durchführung von volkswirtschaftlichem Interesse ist. Antragsberechtigt sind mittelständische Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, aber auch Existenzgründer, Angehörige freier Berufe und Produktions- und Absatzgenossenschaften mit Sitz in Bayern.
Verbürgt werden Kredite, die insbesondere folgenden Vorhaben dienen:
- Errichtung neuer und Übernahme bestehender Betriebe und freiberuflicher Existenzen,
- Innovations- und Kooperationsvorhaben sowie
- in besonderen Fällen auch Deckung des Betriebsmittelbedarfs, vor allem in Verbindung mit Investitionen.
Die Bürgschaftsbank Bayern bietet Bürgschaften für: Handel, Handwerk, Hotel- und Gaststätten sowie Gartenbau. Für alle anderen Branchen ist die LfA Förderbank der Ansprechpartner.
Maßgeschneiderte Förderinstrumente der bayerischen Mittelstandspolitik schaffen für Existenzgründungen, Investitionen und Innovationen bestmögliche Rahmenbedingungen. Dazu kommen Förderprogramme des Bundes und der EU, die sich vor allem im Technologiebereich stark mit Zuschüssen für spezielle Forschungs- und Entwicklungsprojekte engagieren. Ob Förderungen auf verschiedenen Ebenen wie Bayern, Bund oder EU miteinander kombiniert werden können, hängt vom konkreten Projekt und den Höchstgrenzen für die Gesamtförderung ab.
Die Auswahl an öffentlichen Förderprogrammen ist groß. Sie reicht von Innovationsgutscheinen für kleine Unternehmen und Handwerksbetriebe über zinsgünstige Darlehen der LfA Förderbank Bayern und der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau bis hin zum Coaching für Gründer und Nachfolger.